Kira, wie kam es dazu, dass du dich bei Miss Germany beworben hast?
Ich bin kein Fan von Schönheitswettbewerben. Aber als ich auf Insta die Werbung mit dem Satz „Be part of the new movement“ angezeigt bekam und dazu die damalige Miss Germany, die gar nicht diesem klassischen Frauenbild entspricht, sondern eine richtige Powerfrau mit ausländischen Wurzeln ist, fand ich das spannend. Der Fokus liegt inzwischen darauf, Frauen eine Plattform zu geben, die etwas verändern wollen. Und ich dachte mir, ich möchte ganz dringend etwas verändern!
Was möchtest du verändern?
Ich möchte durch Jugendarbeit in junge Menschen investieren. Dafür müssen wir Menschen mobilisieren, Geld beschaffen und kompetente Arbeitskräfte einstellen. Ich bin davon überzeugt, wenn Jugendliche einmal bei einer coolen Jugendarbeit waren, dann haben sie keinen Bock mehr, am Handy zu sein. Mir selbst hat Jugendarbeit eine Perspektive gegeben und mich gefördert. Das möchte ich auch für andere junge Menschen.
Wie hat Jugendarbeit dein Leben verändert?
In meiner Teenie Zeit gehörte ich immer zu den coolen Kids, habe gegen meine Eltern rebelliert, die Schule gewechselt und bin in einen neuen Freundeskreis gekommen. Mit 13 hatte ich mein erstes Blackout, weil ich zu viel Alkohol getrunken hatte. Mit 15 ist mein Freund übergriffig geworden. Das letzte halbe Jahr in der Schule habe ich mich dann abgekapselt. Ich saß nur in meinem Zimmer und habe geweint, weil ich einfach keine Kraft mehr hatte.
Wie kamst du aus dieser Situation wieder heraus?
Nach meinem Abschluss habe ich mit meinem Freund Schluss gemacht, den Freundeskreis verlassen und eine Ausbildung zur Gestalterin für visuelles Marketing angefangen. Ich hatte das große Privileg, jeden Morgen mit zwei Mädels Bus zu fahren, die mich über ein halbes Jahr lang zu ihrem christlichen Jugendkreis eingeladen haben. Ich fand das immer total cringe. Aber ich habe mich sehr einsam gefühlt.
Vor vier Jahren habe ich dann die Einladung zu einer Jugendfreizeit in der Schweiz angenommen, weil ich mich einfach so nach Menschen gesehnt habe. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen: Dieser Jugendreferent stand da in einer Hütte, hat mich in den Arm genommen, obwohl er mich nicht kannte, und gesagt: Hey Kira, es ist so gut, dass du da bist. Ich freu mich riesig!
Wie war das für dich, als dir eine fremde Person mit so viel Liebe begegnet ist?
Ich habe das so gebraucht! Ich wurde gesehen und gefördert. Deswegen bin ich danach auch zum Jugendkreis gegangen. Und mit der Zeit hat sich mein Herz für den Glauben geöffnet. Das hat mein ganzes Leben verändert. Der Glaube ist für mich die Quelle meiner Kraft.
Wie sind die anderen Kandidatinnen mit dir und deinem Glauben umgegangen?
Super, ich habe überhaupt keine negative Kritik bekommen und bin auch nirgendwo angeeckt. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es keinen Sinn macht, jemandem den Glauben aufzuzwingen. Ich versuche nicht zu missionieren, sondern Zeugnis zu geben. Ich werde das immer mit mir tragen und Menschen merken das hoffentlich.
War dein Glaube auch Thema in euren Gesprächen?
Ja, wir haben viele tiefe Gespräche über die unterschiedlichsten Themen geführt: An was glaube ich ganz konkret? Wie schränkt mich die Bibel ein? Ist es überhaupt eine Einschränkung? Ich konnte ganz offen und unverklemmt sprechen, was die Bibel sagt und weshalb ich so denke. Das finde ich auch wichtig, um das den Menschen zugänglich zu machen.
Was macht für dich als Miss Germany ein schöner Mensch aus?
Der erste Step zur Schönheit ist, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und seine inneren Werte zu kennen. Wenn du mit dir selbst nicht zufrieden bist und dich deswegen nicht schön fühlst, dann musst du was an dir ändern. Das heißt nicht, dass du super viel Sport machen musst. Die innere Einstellung ist das, was zählt!
Was würdest du einer Person raten, die mit sich und ihrem Äußeren hadert?
Finde dich und deinen Charakter schön, begegne anderen Menschen mit Nächstenliebe und trau dir Sachen zu. Wenn du zufrieden bist, bist du schön. Es ist zweitrangig, was für Klamotten du anziehst, welche Haarfarbe du hast, wie groß du bist, ob du mehrgewichtig bist. Es kommt auf deine Ausstrahlung an. Ich möchte, dass wir wegkommen von den Schönheitsnormen der Gesellschaft.
Du möchtest dieses Jahr auch mit dem Aufbau einer deutschlandweiten Jugendplattform beginnen. Wie soll die aussehen?
Es soll eine Art Vernetzungsstruktur entstehen, mit der junge Menschen erreicht und mit bestehenden Konzepten in Kontakt gebracht werden können. Wir wollen als erstes in Schulen, auf der Straße und in digitalen Medien auftreten, um mit der Gen Z zu sprechen und herauszufinden, was sie braucht. Das Ziel ist, sowohl eine Plattform im wahren Leben als auch eine im Digitalen aufzubauen. Das ist ein langfristiges Projekt, wofür ich dieses Jahr den Grundstein lege. Ich möchte Menschen für diese Thematik sensibilisieren und im Idealfall auch mit der Politik zusammenarbeiten. Ich will jungen Menschen sagen: Hey, du hast eine Stimme. Nutze sie! Du bist ein Teil der Gesellschaft und deine Meinung zählt.
Was braucht die Gen Z deiner Meinung nach am dringendsten?
Wir brauchen Freiraum und Struktur. Wir sind die Generation, die blöd gesagt lieber arbeitslos ist, bevor sie eine Arbeit machet, auf die sie keinen Bock hat. Ich muss wissen, was ich zu tun habe und ich brauche den Freiraum und das Vertrauen, dass ich einfach machen darf und nicht in meiner Kapazität und meiner Person hinterfragt werde. Diversität ist das A und O.