„Jesus Christus, für deine Sünden gestorben!“, irgendwie ein ganz schöner Downer, dieser Satz. Da fühle ich mich gleich so falsch, wie ein G63 AMG auf einer Fridays for Future-Demo. Trotzdem gibt es für mich Gründe, warum ich am Kreuz als Symbol festhalte:
1. Nicht allein in der Krise
Ganz ehrlich, es gibt kein Leben, in dem man nicht auch durch fette Krisen geht. Nach mittlerweile acht Jahren als Seelsorger wird mir immer deutlicher, dass es ein Leben ohne Leid nicht gibt. Deshalb ist für mich klar: Wenn es das Kreuz im Christentum nicht gäbe, würde ich nicht an Gott glauben!
Denn was bringt mir ein Gott, der nicht weiß, wie sich menschliches Leid anfühlt? Der nicht am eigenen Leib erfahren hat, was es heißt zu leiden, mit dem Tod zu kämpfen, zu Unrecht misshandelt zu werden, zu heulen, wütend zu sein und sich einfach nur schlecht zu fühlen? Stattdessen lässt mich ein Gott, der das kennt, nicht einsam zurück, wenn ich ihm von meinem Leid erzähle.
2. Ich mache Fehler
Manche von ihnen sind klein und haben kaum Konsequenzen, manche aber schaden mir, meinen Mitmenschen und meiner Umgebung. Für alle meine Fehler bin ich selbst verantwortlich. Gerade deshalb belasten sie mich. Ich kann vor meinen Fehlern fliehen, andere für sie um Verzeihung bitten, sie leugnen, schönreden, akzeptieren, bestreiten oder anderen in die Schuhe schieben, aber eines kann ich nicht - mich von ihnen trennen.
Meine Fehler gehören zu mir, deswegen gehöre ich auch immer ein Stückweit meinen Fehlern. Frei kann ich so nicht werden, es sei denn jemand trennt mich von ihnen und schafft es, mich ohne sie zu sehen. Das geht aber nur mit Gottes Hilfe, besser gesagt mit der Hilfe Jesu am Kreuz – hier spricht er mir Vergebung zu. Die Konsequenzen meiner Fehler erlebe ich trotzdem, Jesus hilft mir aber dabei, dass sie in der Vergangenheit bleiben und ich mich nicht für immer von ihnen foltern lassen muss. Das Kreuz wird so zum Zeichen meiner Freiheit.
3. Andere machen Fehler
So hart es klingt, aber von klein auf passieren Menschen Fehler mit mir. Meine Eltern, Lehrer, Freunde, Partner, alle sind Menschen und keine Götter, daher verbocken sie es immer wieder. Diese Fehler gehen nicht spurlos an mir vorbei. Zusätzlich zu meinen eigenen Fehlern muss ich (wie jeder Mensch) auch die Konsequenzen der Fehler tragen, die andere Menschen an mir begangen haben. Im Idealfall lerne ich, damit zu leben, manchmal werde ich dadurch sogar widerstandsfähiger, manchmal werde ich aber auch tief in meiner Lebensgestaltung beeinträchtigt.
Ein Leben zu führen, das nicht durch die Fehler anderer gezeichnet ist, ist unmöglich. Frei kann ich so nicht werden, es sei denn, jemand trennt mich von den Fehlern, die andere an mir begangen haben, und hilft mir dabei, mich ohne sie zu sehen. Das schaffe ich nur mit Gottes Hilfe, besser gesagt mit der Hilfe Gottes am Kreuz, denn hier trägt Jesus die Wunden, die andere mir zugefügt haben, für mich, damit diese Wunden mich und meinen Charakter nicht mehr kennzeichnen müssen. Das Kreuz wird so zum Zeichen meiner Heilung.