Oft haben Veränderungen Vor- und Nachteile, was mal ziemlich schön und mal ziemlich hart sein kann. Die Psychologin Lori Gottlieb sagt: „Die Natur des Lebens ist Veränderung. Die Natur des Menschen ist es, bei Veränderungen in den Widerstand zu gehen.“ Es ist also normal, wenn du struggelst. Du gehst aus deiner Komfortzone heraus. Doch was cool ist: Sobald wir aus unserer Komfortzone rausgehen, kommen wir in eine Wachstumszone und so sind Zeiten der Veränderung auch meistens die lehrreichsten Zeiten in unserem Leben. Hier sind einige Tipps & Tricks, die mir beim Umgang mit Veränderungen geholfen haben.
Bedanke dich
Als ich Abi gemacht habe, bin ich am Ende nochmal zu meiner Schule gegangen und habe allen Lehrern und Lehrerinnen, die mich geprägt haben, eine Karte und ein Schokolädchen vorbeigebracht. Selbst wenn ich die Lehrer nicht persönlich gesehen habe, war es für mich ein schönes Gefühl, ihnen etwas in ihrem Fach zu lassen. Das hat mir sehr bewusst gemacht, wie dankbar ich sein kann.
Rausschreiben
Veränderungen können sehr anstrengend sein. Ich empfehle dir, das nicht nur in deinem Kopf mit dir auszumachen. In veränderungsreichen Phasen schreibe ich viel Tagebuch. Dort finde ich Raum für meine Gefühle und Gedanken und kann das Chaos in mir ordnen. Schreiben kann entlasten, all das Innerliche zu verarbeiten. Eine Übung ist das Expressive Schreiben, bei dem du dir zehn Minuten nimmst, um alles aufzuschreiben, was in deinem Kopf ist. Dabei setzt du den Stift nie ab und schreibst durch. Selbst wenn dir nichts einfällt, schreibst du weiter, z. B. „Ich weiß nicht, was ich schreiben soll.“
Beschäftige dich mit deinem Inneren
Hier sind einige Beispielfragen für deine Selbstreflektion:
• Wovor hast du am meisten Angst
bei der Veränderung?
• Was könnte dir helfen, weniger Angst zu haben?
• Was willst du aus deinem „alten Leben“ mitnehmen?
• Was willst du Neues ausprobieren?
• Worauf freust du dich am meisten?
• Wie kannst du dir den Veränderungsprozess verschönern?
(Er)finde Abschiedsrituale
Wie wichtig Gewohnheiten sind, ist uns oft gar nicht bewusst. Aber denk mal darüber nach, wie du jemanden begrüßt und verabschiedest. Bei mir läuft das meistens mit einer Umarmung ab und so ist das ein Ritual in meiner Freundesgruppe, dass wir uns alle umarmen, wenn jemand geht. Auch bei größeren Abschieden suche ich mir Rituale. Als ich zum Beispiel in den USA auf Schüleraustausch war, habe ich eine Goodbye-Party organisiert und ein Buch herumgegeben, wo mir Freunde ihre Lieblingserinnerung reinschreiben konnten. Es ist inzwischen eine gewisse Tradition für mich, ein Zusammenkommen von meinen Freunden und Bekannten zu veranstalten, wenn ich einen Ort verlasse.
Gönn dir eine Pause
Mir hat es bisher geholfen, vor einer anstehenden Lebensveränderung, wenn möglich, auf eine Reise zu gehen. Bevor ich meine Psychotherapieausbildung begann, war ich zum Beispiel einen Monat bei meiner ehemaligen Gastfamilie in den USA. Das hat mir geholfen, um auf neue Gedanken und Ideen für die nächste Zeit zu kommen. Es war schön, Pause zu machen, meine Seele baumeln zu lassen und meinen Akku aufzuladen, bevor es dann wieder richtig losging.
Auch ein Wochenende bei Freunden in einer anderen Stadt oder Zelten in der Natur hilft mir vor neuen Dingen. Das Kloster Taizé ist da für mich oft eine gute Möglichkeit. Dort kann man sogar für eine Woche oder ein Wochenende von Nonnen und Mönchen begleitet schweigen. Ich habe das letzten Sommer gemacht und es hat mir ganz neue Perspektiven auf die anstehenden Veränderungen in meinem Leben gegeben und mich sogar ermutigt, noch mehr zu ändern.
Plane einen bewussten Anfang
Schau, was dir momentan in deinem Leben guttut, und mache Pläne, wie du diese Dinge trotz der Veränderung weiter behalten kannst. Ich tanze z. B. für mein Leben gerne Salsa. Als es klar war, dass ich für mein Master-Studium in eine andere Stadt gehen würde, habe ich mir bereits im Vorhinein eine Salsa-Tanzschule ausgesucht und sie kontaktiert. So hatte ich direkt eine Anlaufstelle in der fremden Stadt, in der ich noch niemanden kannte. Außerdem habe ich sehr positive Erfahrungen damit gemacht, mir an einem neuen Ort schnell eine Gemeinde zu suchen. In der Regel empfangen dich dort Menschen mit offenen Armen. Es ist ein Geschenk Gottes, Schwestern und Brüder im Glauben auf der ganzen Welt zu haben.
Sei aktiv
Eine Sache, die mir bei Veränderungen oft Angst macht, ist, wie ich neue Freunde finde. Ich kann dir empfehlen, dabei selbst Initiative zu ergreifen. Denn ich kann dir versprechen, dass viele dankbar sind für Einladungen, da es ihnen ähnlich wie dir geht. Also: Sprich Leute, die du spannend findest, an und frag, ob ihr einen Kaffee trinken wollt. Oder lade jemanden zu dir nach Hause zum Abendessen ein.
Such dir Hilfe
Wichtig: Du musst da nicht allein durch. An der Uni gibt es oft kostenlose psychologische Angebote. Auch Seelsorger oder Leiter deiner Gemeinde stehen für Gespräche zur Verfügung. Es kann wertvoll sein, aus der Weisheit von Menschen zu schöpfen, die mehr Lebenserfahrung haben und schon mehr Veränderungen mitgemacht haben. Wenn du merkst, das reicht dir nicht, dann könnte eine psychologische Psychotherapie ein hilfreicher Schritt sein.
Halte Kontakt
Ich merke, wie wertvoll es ist, mit Menschen aus verschiedenen Lebensphasen in Kontakt zu bleiben. Jede Person kennt eine andere Version meiner selbst. Wenn ich an alte Freunde denke, dann schicke ich ihnen meistens eine WhatsApp mit dem Satz „Ich denke an dich“. Eine Freundin von mir schickt mir regelmäßig ihre Gebetsanliegen und so weiß ich, was in ihrem Leben passiert und kann für sie beten. Momentan lade ich viele Menschen aus anderen Lebensphasen nach Usedom ein, wo ich gerade wohne. Oft sind Abschiede ja ein „Auf Wieder-Sehen“.