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Follower und Arbeitstier

Wo finde ich diesen Traumjob?
Leidenschaft und Können, ne dicke Gehaltsabrechnung oder ein safes Ding mit wenig Risiko – was hat Prio bei der Jobsuche?

Und was willst du mal werden? Jeder, der diese Frage stellt, könnten genauso gut fragen, ob Licht eine Welle oder ein Teilchen ist. Woher soll man das wissen? Vor allem wenn man noch nie in einem Beruf gearbeitet hat. Schließlich gibt es eine überwältigende Menge unterschiedlicher Jobs, wie Kartoffelchips-Schäler, Glockenmacher, Pilzzüchter, Seilbahnkabel-Schmierer, Geruchslabor-Techniker, Special-Effects-Künstler und noch viele mehr. Die Antwort sollte dann auch noch gut überlegt sein, denn die Arbeit nimmt für 40 bis 50 Jahre sechs bis zehn Stunden unseres Tages ein und selten weiß man vorher, ob man mit seiner Berufswahl zufrieden sein wird. Aber no pressure.

Dirty jobs

Der US-Moderator Mike Rowe hat in der Fernsehsendung „Dirty Jobs – Arbeit, die keiner machen will“ über die Jahre so einige skurrile Jobs präsentiert, von denen die wenigsten wüssten, dass es sie überhaupt gibt. In dem Format trifft er auch Menschen, die unter widrigen oder sogar widerlichen Bedingungen arbeiten. Und dennoch strahlen manche von ihnen eine große Zufriedenheit aus oder sind sogar mit Stolz erfüllt.

Wie findet man also einen Job, der zufrieden macht? Welche Rolle spielt dabei Geld oder Sicherheit? Und muss eine zufriedenstellende Arbeit sinnvoll oder sogar wohltätig sein?

Erfüllt Erfolg?

Es scheint ein unausgesprochenes Gesetz zu geben, dass Karriere und Zufriedenheit Hand in Hand gehen. Und ein abgeschlossenes Studium natürlich das Fundament dafür ist. Denn schließlich ist der Aufstieg und Erfolg dann quasi vorprogrammiert. Und auch wenn das natürlich Blödsinn ist, stehen wir immer noch vor dem Problem: Wie definiert sich Erfolg, woran wollen wir ihn messen und wer garantiert uns, dass er Glück und Zufriedenheit hervorbringt?

Zweifel an dem Konzept "Glück durch Karriere" wecken Menschen wie Henri Nouwen, der eine Top-Position als Professor in Harvard niederlegte, um einer kleinen Community als Pastor zu dienen. Dabei übernahm er die Verantwortung für Adam, einen schwerbehinderten Mann, und half ihm täglich bei grundlegenden Dingen wie dem An- und Ausziehen. „Ich bin es, nicht Adam, der im Grunde durch diese Freundschaft profitiert“, wurde er Jahre später zitiert. Eine Arbeit zu übernehmen, die offensichtlich unter Nouwens akademischen Niveau lag, hat ihn dennoch erfüllt.

Mit dem Lambo in die Alptraumfabrik

Zufriedenheit kann also weder mit Reputation noch zwangsläufig mit einem hohen Gehalt zusammenhängen. Denn wäre das so, müssten all die reichen Hollywood-Stars oder hochbezahlten Sportler die glücklichsten und zufriedensten Menschen überhaupt sein. Doch Beziehungsprobleme, Suizide, Depressionen oder Alkoholsucht verschonen auch sie nicht. Wer seine Berufswahl von den Moneten abhängig macht, ganz egal, ob ihm die Arbeit steht, könnte daher in Schwierigkeiten kommen. Das Geld findet schließlich nur in der Zeit außerhalb der Arbeit Verwendung, während die eigentliche Tätigkeit den Großteil des Lebens einnimmt. Ist es nicht bitter, Zeit mit etwas zu verbringen, was uns nicht zufrieden macht, nur damit wir nen Lambo fahren und dreimal im Jahr in den Urlaub fliegen können?

Verdächtig sicher

Manch einer sehnt sich nach Ruhe und Beständigkeit im Job und verspricht sich dadurch Zufriedenheit. Und tatsächlich bewahrt Sicherheit vielleicht vor der einen oder anderen schlaflosen Nacht. Ein ruhiger Job wühlt nach Feierabend nicht mehr auf. Man macht sich die Hände nicht schmutzig und die Last der Verantwortung drückt einem die Schulter nicht ein.

Aber Achtung, auch das Streben nach Sicherheit kann heimlich zum Gefängnis werden. Wir geben Freiheiten und Leidenschaften auf, um Gewissheit zu erlangen. Dabei gehört zum Leben dazu, selbst Verantwortung zu übernehmen und mit Ungewissheiten konfrontiert zu werden. Das Navigieren in eine unklare Zukunft macht demütig und fordert gleichzeitig heraus, über uns hinaus zu wachsen.

Hobbyist*in gesucht

Also doch lieber der Leidenschaft folgen? Ein Hobby zum Beruf machen, sich mit Dingen beschäftigen, die einen faszinieren oder die man liebt – macht das zufrieden? Nicht unbedingt. Leidenschaft ersetzt Fähigkeit nicht. Nur weil mich etwas fasziniert oder ich es liebe, heißt es nicht, dass ich automatisch gut und fähig bin, darin zu arbeiten. Wenn Projekte nicht gelingen oder hinter den Vorstellungen der Kunden oder Vorgesetzten zurückbleiben, kann das zu Frust führen. Und der Status einer Arbeitsstelle, kann Leidenschaft schnell in Pflichtgefühl verwandeln.

Für andere berufen

Ist es vielleicht der Sinn einer Arbeit, der Wert für andere, der zufrieden macht? Zu wissen, dass die eigene Tätigkeit Menschen in Not hilft, mag es leichter machen über Schwierigkeiten im Job oder eine schlechte Bezahlung hinwegzusehen. Allerdings hat nicht jeder die Chance in einem sozialen Beruf zu arbeiten. Nicht jeder ist körperlich oder mental dazu in der Lage als Feuerwehrmann Menschen aus brennenden Fahrzeugen zu retten. Das kann auch befreiend sein. Denn wenn ich dazu ungeeignet bin, dann muss ich mich in diese Rolle auch nicht hineinzwängen. Obendrein gibt es Jobs, die ganz einfach erledigt werden müssen, damit das System läuft. Da wären wir dann wieder bei Mike Rowe und seinen „Dirty Jobs“.

Aber Sinnhaftigkeit ist nicht nur dort zu finden, wo es ums bloße Überleben geht. Ist es nicht ebenso erfüllend Menschen Schönheit, Genuss oder Gemeinschaft nahezubringen? Was wäre unsere Existenz ohne das? Deswegen behaupte ich, dass (fast) jeder Beruf Sinn macht. Die Bedienung im Café, sorgt dafür, dass Menschen in einer schönen Atmosphäre Gemeinschaft haben oder zur Ruhe kommen können. Wer als Werkzeugmacher Maschinen wartet, sorgt dafür, dass die Produktionskette läuft. An deren Ende wartet ein Produkt, das Menschen erfreut oder ihnen das Leben leichter macht. Die Kunst liegt darin, den Sinn hinter der eigenen Tätigkeit zu finden, den man selbst als erstrebenswert empfindet.

Ein verfluchter Acker

Bei unserer Suche nach Zufriedenheit im Job dürfen wir jedoch eins nicht vergessen: Wir bebauen einen verfluchten Acker. Nach dem Sündenfall der Menschen in 1. Mose 3, lesen wir, dass Gott den Acker, den der Mensch bewirtschaften, verflucht. Er soll Dornen und Disteln tragen und mit Mühsal soll sich der Mensch davon ernähren. Auch wenn es befremdlich wirkt, kommt hier Gottes Gnade zum Ausdruck. So wie der Mensch gegen Gott rebelliert hat, so rebelliert der Acker gegen den Menschen. Der Mensch wird immer wieder an die selbstverschuldete Trennung zwischen ihm und Gott erinnert. In dieser Demut wendet sich der Mensch hoffentlich wieder seinem Schöpfer zu.

Praktisch bedeutet das für uns, dass unser Acker, wie auch immer er aussieht, gegen uns rebellieren wird, Materialien werden kaputt gehen, Rollouts werden verzögert, Deadlines überschritten. Und jedes Mal, wenn uns das ärgert, können wir daran denken, dass Gott sich wünscht, wir suchten unsere Zufriedenheit bei ihm, anstatt auf der Karriereleiter über Leichen zu klettern.

Der Sinn des Daseins

Vielleicht liegt das Geheimnis der Zufriedenheit weniger in der Tätigkeit selbst, sondern in dem, wie wir Gott und unser Leben selbst wahrnehmen? Im Buch Prediger beschäftigt sich der Schreiber allgemein mit dem Sinn des Daseins und nachdem er sich allen Freuden, Genüssen und Entbehrungen hingegeben hat, stellt er fest: Es ist alles nichtig. Die Summe der Lehren, die er daraus zieht, lautet: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das macht den ganzen Menschen aus.

Wenn Zufriedenheit mehr eine Frage der Einstellung ist, bleibt immer noch die Frage nach dem richtigen Job. Mike Rowe rät in einem Podcast schlicht und einfach: Finde etwas, worin du gut bist. Wenn du gut darin bist, dann wirst du einen guten Job machen.

Sergej Karelson

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