Bibel lesen

Zweifel beim Bibellesen

Nicht immer checken wir gleich, was Gott uns in der Bibel sagen will. Auch für Autorin Clara war die Lektüre manchmal ein ganz schönes Auf und Ab. Hier ihre Tipps, um Zweifeln beim Bibellesen besser zu begegnen.

Es gibt Tage, da lese ich die Bibel und bin total ermutigt. Die Geschichten berühren mich, ich kann neue Perspektiven sehen und bin begeistert von Gott. Und dann gibt es Tage, an denen ich die Bibel lese und einfach nur frustriert bin. Frustriert, weil ich sie nicht verstehe. Weil ein Satz vermeintlich dem nächsten widerspricht. Weil Gott sich in den Geschichten nicht so verhält, wie ich es angebracht fände. Und weil ich manchem, das ich lese, einfach nicht zustimmen kann und mich selbst dafür verdamme. Denn eigentlich habe ich mich ja entschieden, dass das die Wahrheit ist, auf der ich mein Leben aufbauen möchte. Noch vor einiger Zeit hat mich das ziemlich aus der Bahn gehauen. Ich hatte regelrechte Glaubenskrisen und habe mich tagelang total geärgert. Gott sei Dank durfte ich über die letzten Jahre ein paar Schlüssel kennenlernen, die mir das Bibellesen leichter machen.

1. Die Bibel wurde nicht geschrieben, um mir angenehm zu sein

Lies mal Hebräer 4,12. Da steht: „Das Wort Gottes ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert.“ Klingt nicht so entspannt, oder? Ich zumindest lese lieber die Bibelstellen zum Wohlfühlen. Mir ist aufgefallen, dass mir besonders die Teile der Bibel schwerfallen, die in starkem Gegensatz zum Zeitgeist stehen. „Solange es sich für dich gut anfühlt, bist du auf dem richtigen Weg!“, würde wahrscheinlich der Trailer zur Gen-Z heißen. Mit dieser Einstellung ist es schwierig, solchen herausfordernden Bibelstellen Raum in unserem Leben zu verschaffen, geschweige denn, klare Standpunkt nach außen zu vertreten. Man wird heute ordentlich schräg angeschaut, wenn man sagt, dass es nur eine Wahrheit gibt. Und auch, wenn man zu anderen Themen einen biblischen Standpunkt bezieht, eckt man an. Doch ich glaube, Gott hat uns Wahrheiten mitgegeben, die über Zeiten und Kulturen hinweg gelten, weil sie gut für uns Menschen sind. Wenn ich die Bibel lese, ist das für mich ein guter Weg zu überprüfen, ob ich mich gerade mehr von der Welt, in der ich lebe oder von Gottes Wort beeinflussen lasse. Angenehm ist das nicht. Aber wenn wir echte Jesus-Nachfolger sein wollen, heißt das, wir müssen bereit sein, uns auch mit unangenehmen Dingen zu konfrontieren.

2. Den Kontext anschauen

Womit ich außerdem nur schwer zurechtkomme, sind Stellen, die für mich widersprüchlich scheinen: Beispielsweise störe ich mich an den gewalttätigen Auseinandersetzungen im Alten Testament, die von Gott angestiftet wurden. Es wäre mir lieber, wenn Gott ein radikaler Pazifist wäre. Erleichtert lese ich dann Bibelstellen, in denen er als Friedefürst (Jesaja 9,6) und Friedensgeber (Johannes 14,27) beschrieben wird. Gleichzeitig passt das nicht ganz zusammen, oder? Die Sache mit Krieg und Frieden ist nur eines von vielen Spannungsfeldern, die die Bibel aufwirft. Vor einigen Jahren habe ich hierzu eine spannende Entdeckung gemacht: Dass sich das griechische Denken, von dem wir heute sehr geprägt sind, deutlich vom hebräischen Denken, in dessen Tradition die Bibel hauptsächlich geschrieben wurde, unterscheidet. Die griechische Tradition ist sehr von Dualismen und dem Anspruch auf Wahrheit ohne Widerspruch geprägt. Im hebräischen Kulturkreis hingegen betrachtet man die Dinge weniger in Gegensätzen: Zum Beispiel werden Leib (körperlich) und Seele (nicht-körperlich) nicht als getrennte Dimensionen verstanden, sondern zusammengedacht. Mich mit solchen Hintergründen zu beschäftigen, hilft mir immer wieder, mit schwierigen Stellen umzugehen.

3. Die Brille ist entscheidend

Ich habe gelernt, dass es entscheidend ist, welche Brille ich beim Bibellesen aufsetze. Und damit meine ich keine optische Sehhilfe, sondern eine Herzenseinstellung. Allzu gerne lese ich die Bibel durch die Brille meines eigenen Denk- und Urteilsvermögens: Wenn mir dann etwas unlogisch, unfair oder veraltet erscheint, beurteile ich es als schlecht. Doch die Bibel sagt uns, wir sollen uns nicht auf unseren eigenen Verstand verlassen, sondern Gott vertrauen und seine Wege anerkennen (Sprüche 3,5-6). Das ist zugegebenermaßen keine leichte Übung, aber es ist für mich existenzieller Teil meines Glaubens: mich zu entscheiden, dass ich Mensch und nicht Gott bin, und es loszulassen, alles verstehen zu müssen. Nicht weil ich glaube, dass Gott ein Problem mit meinen Fragen und Zweifeln hat, sondern weil er es wert ist, dass ich meinen Stolz ablege und anerkenne, dass er um ein Vielfaches größer ist als ich das mit meinem menschlichen Denken fassen kann. Ich erinnere mich daran, dass Gott ein liebender, barmherziger und gerechter Gott ist. Wenn diese Dinge für mich feststehen, kann ich ganz anders an die Bibel herangehen und es fällt mir leichter, zu fragen „Gott, wieso steht das so in deinem Wort?“, ohne dabei in grundlegende Glaubenskrisen zu stürzen.

4. Die Bibel ist eine Beziehungseinladung

Hätte Gott gewollt, dass wir nach einem rigiden Regelwerk leben, wäre die Bibel wahrscheinlich anders geschrieben. Fakt ist, die Bibel lässt immer wieder Raum für Interpretationen offen, das zeigen die vielen theologischen Auseinandersetzungen bis heute. Wäre alles eindeutig, müssten wir Gott nicht suchen und nicht mit ihm ringen. Und ich glaube, genau das wollte er bezwecken: dass wir mit ihm in Beziehung treten. In einer menschlichen Beziehung ist es ja auch so, dass wir nicht immer einer Meinung sind und uns einander immer wieder erklären müssen. Diskussionen und Konflikte sind normale Bestandteile unseres Miteinanders, wieso also nicht auch in der Beziehung zu Gott? Selbst biblische Helden wie Mose haben mit Gott diskutiert – und er hat daraufhin manchmal sogar seine Pläne verändert (2. Mose 32,7-14). Wenn wir uns also mit der Bibel schwertun, können wir das ja als Einladung in eine Diskussion mit Gott sehen. Natürlich ist Gott allwissend und wird am Ende das letzte Wort haben. Und doch glaube ich, dass er es liebt, wenn wir mitsamt unseren Fragen und Zweifeln vor ihn kommen.

5. Bei Jesus ist Klarheit

Auch heute hadere ich manchmal mit Gottes Wort. Aber ich kann mittlerweile besser annehmen, dass ich nicht alles verstehen muss. Ich weiß in meinem Herzen, dass Jesus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Darin ist die Bibel glasklar und darin suche ich Ruhe, wenn mich schwierige Bibelstellen mal wieder ein paar Nerven kosten. Die Evangelien sind für mich ein guter Ort, an den ich zurückkomme, wenn mich andere Bibelstellen überfordern. Ich bete vor dem Bibellesen um die Leitung des Heiligen Geistes. Und wenn mich doch mal wieder eine Bibelstelle zur Verzweiflung bringt, frage ich einen erfahreneren Menschen, ob er sie mit mir bespricht. Schließlich mache ich mir bewusst, dass Gott während des Bibellesens bei mir ist und es okay ist, Zweifel zu haben, verwirrt oder überwältigt zu sein. Denn er ist es nicht.

Clara Hinteregger

Clara Hinteregger

lebt in Innsbruck und arbeitet als Heilpädagogin.

DRAN Newsletter

Verpasse keine Neuigkeiten mehr!

Unsere Top-Empfehlungen

Jugendliche lesen Bibel

Gute Nachricht? Für'n Arsch!

Was Christen erzählen, ist ein paar tausend Jahre her und geht völlig an der Realität vorbei? Für viele Menschen zeichnen sich Jesusnachfolge durch Kreuzzüge und eine ablehnende Haltung gegenüber Homosexuellen aus. Das truestory Leitungsduo Julia Garschagen und Kai Günther wünscht sich, dass stattdessen das Gute an der Guten Nachricht wieder in den Fokus rückt. Unzeitgemäße Moralvorstellungen – dafür sind wir Christen im 21. Jahrhundert bekannt. Das, was wir reden und leben, wird von vielen Menschen als schädlich wahrgenommen. Sie denken, dass es emotional irrelevant, intellektuell minderbemittelt und moralisch fragwürdig ist. Mit anderen Worten: es ist weit entfernt davon, eine gute Nachricht zu sein. Das ist erstmal nichts Neues. Schon Paulus schreibt im 1. Korintherbrief, dass Christus den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit ist (1 Korinther 1,23). Neu ist aber, dass der Inhalt des darauffolgenden Verses nicht mehr zutrifft. Denn auch für viele Christen scheint Christus heute weder „Gotteskraft noch Weisheit“ zu sein. Vielleicht können die meisten für sich persönlich das Gute benennen, aber viele Christen sagen auch: „Es war so lange für mich gut, bis ich angefangen habe, nachzudenken. Oder bis die Erlebnisse mit Gott ausblieben. Oder bis die Lebensrealität nicht mehr von meinem Kinderglauben abgedeckt war.“ Und warum die Botschaft von Jesus auch für andere und für die Gesellschaft gut sein soll, darauf fehlt die Antwort sowieso. Kein Wunder also, dass wir nichts weitersagen von Jesus: Evangelisieren ist unmoralisch; es fehlen Grund und Motivation dafür. Dabei birgt das Evangelium so viel Kraft, Schönheit und Wahrheit! Die Kraft des Evangeliums Vor einigen Wochen hat mich eine 15-Jährige mit einem ehrlichen Statement schockiert: „Ich habe keine Freunde zu unserem Jugendgottesdienst eingeladen. Das, was hier erzählt wird, interessiert die sowieso nicht.“ Das hat gesessen. Es vermittelt, dass das, was wir sagen, irrelevant ist, nicht weiterhilft und nichts verändert. Und natürlich stellen sich Menschen heute im Angesicht der vielen Meinungen und Angebote die Frage: „Was bringt mir das?“ Wenn mir etwas nichts bringt, dann ist es irrelevant. Wenn ich es „nicht fühle“, dann interessiert es mich auch nicht. Wenn es nichts verändert, dann brauche ich es nicht. Unsere Aufgabe ist also ganz klar, in unseren Gemeinden, unseren Veranstaltungen und an uns selbst spürbar und sichtbar zu machen, welchen Unterschied unser Glaube in unserem Leben macht. Dabei hilft, sich sein eigenes Leben anzuschauen und zu überlegen: Was ist da eigentlich anders, weil ich mit Jesus lebe? Was ist „das Gute“ an der Guten Nachricht? Was bringt mir mein Glaube in meinem Leben? Auf welche Fragen meiner Zeit kann ich Antworten geben, weil ich an Gott glaube? Und dann gilt es, weiterzudenken: Was ist daran für meine Freunde „gut“? Warum sollten sie mit Jesus leben? Was würde das bei ihnen bewegen? Wenn wir das geklärt haben, dann können wir die Gute Nachricht teilen. Persönlich, mutig und ehrlich. Persönlich, mutig, ehrlich Die Gute Nachricht ist kein One-fits-all-Ding, das in jedem Leben gleich klingt. Die Wege von Jesus zu uns Menschen sind so unterschiedlich wie wir Menschen selbst. Jesus hat mit Nikodemus anders gesprochen als mit der Frau am Brunnen. Weil unsere Lebenssituation unterschiedlich ist, ist auch „das Gute“ der Guten Nachricht unterschiedlich. Für den einen ist es, dass Jesus ihn von seinen Lebensängsten befreien kann. Für die andere bedeutet es, dass Jesus eine Perspektive hat, die über das Leben auf dieser Welt hinausgeht. Beiden sagt er: Folgt mir nach! Für uns heißt das: Zunächst einmal Klappe halten, zuhören, Fragen stellen und entdecken, wo der Punkt ist, an dem Jesus dem Menschen ins Leben hineinsprechen will. Denn das Leben mit Jesus hat Kraft; er verändert, deckt auf, heilt. Es ist also meine Aufgabe, ehrlich zu erzählen, wo mir der Glaube hilft – und wo er mir auch nicht hilft. Dabei gilt, dass ich das konkrete Handeln Jesu an einer konkreten Person nicht zum Gesetz für alle mache; ihn nicht auf dieses Handeln festlege. Wie gut würde uns der Mut stehen, andere einzuladen: „So hat Jesus an Bartimäus, an Sarah oder an mir gehandelt. Lerne ihn kennen und schau, wie er dir begegnet.“  Denn Jesus verändert Leben wirklich! Die Schönheit des Evangeliums Eine Jugendliche erzählte mir: „Das, wofür ich mich am meisten schäme, ist, dass ich als Einzige in meiner Klasse immer noch keinen Sex hatte.“ Sie empfand sich als total unnormal und war gleichzeitig genervt davon, dass so viele ihren Wert davon abhängig machen und sich darüber definieren. Ich sprach mit ihr darüber, dass wir Sexualität nicht zu sehr, sondern zu wenig wertschätzen und dass sie viel kostbarer und heiliger ist, als unser Umgang damit oft vermuten lässt – weil sie Gott und seine bedingungslose, sich verschenkende Liebe zu uns widerspiegelt. Ich erzählte ihr, was es für mich bedeutet, dass meine Identität in dieser Liebe begründet ist. Daraufhin sagte sie tief bewegt: „Das ist das Schönste, was ich je gehört habe.“ Und es ist tatsächlich befreiend und wunderschön! So will ich von Jesus reden. Ein veränderter Blick Das Evangelium ist aber nicht nur eine gute Lebensnachricht für jeden Einzelnen, sondern hat auch Potential für gesellschaftliche Themen, für die sich viele junge Menschen sehr interessieren. Beispielsweise hängen die Menschenrechte daran, dass wir alle von Gott gleich gemacht sind. Für die Würde des Menschen gibt es bis heute keine andere wirklich überzeugende Begründung. Genauso gibt uns die Hoffnung auf eine von Gott geschaffene neue Erde Mut, uns einzusetzen – fürs Klima, gegen Ungerechtigkeit und Armut. Weil wir wissen, dass aller Einsatz nicht umsonst ist, sondern von Gott gebraucht wird und zum Ziel kommt. Lasst uns die Themen unserer Zeit – #blacklivesmatter, Fridays for Future, Sexualität, Toleranz – vom Evangelium her neu durchdenken. Was haben wir aus Jesus´ Perspektive Positives, Weiterbringendes zu diesen brennenden Themen zu sagen? Wo wirft die Bibel ein veränderndes Licht auf diese Themen? Zuhören und verstehen Es hilft mir auch, mich immer wieder zu fragen: Warum sagt jemand, was er sagt? Was ist die Motivation dahinter? Und was davon kann ich wertschätzen? Was teile ich? Sagen wir, es geht um die Annahme: „Alle haben ihre eigene Wahrheit. Darum ist es arrogant von Christen, zu sagen, sie hätten den einzigen Weg.“ Natürlich kann ich darüber intellektuell streiten. Oder ich frage: Was ist die Sehnsucht, die da mitschwingt? Ich glaube, bei vielen ist es der Wunsch nach Toleranz und Respekt, dass Menschen in Frieden miteinander leben und sich nicht wegen Meinungsunterschieden die Köpfe einschlagen. Und hey, das will ich ja auch! Ich habe die gleiche Sehnsucht. Wenn also das unser Ziel ist, welcher ist dann der beste Weg dorthin? Da kann ich von Jesus reden, von einem, der absolut inklusiv gelebt hat. Der immer den Menschen wertgeschätzt hat, unabhängig von seiner Meinung. Der nicht nur Toleranz fordert, sondern Feindesliebe gepredigt und gelebt hat. Und der mein Herz verändert und mir die Kraft gibt, das Stück für Stück schon zu leben. Für mehr Frieden in unserer Gesellschaft bräuchten wir darum nicht weniger von Jesus, sondern mehr von ihm. Und davon können wir alle lernen. Stellt euch vor, Christinnen und Christen wären dafür bekannt, dass sie gut zuhören und wirklich verstehen wollen. Dafür, dass sie nicht vorschnell den moralischen Zeigefinger heben, sondern gemeinsam überlegen, was es heißt, von Jesus her zu denken, zu handeln und zu leben. Intellektuell inspirierend „Das mit Jesus ist das Schönste, was ich je gehört habe. Jetzt muss ich noch herausfinden, ob es wahr ist“, sagte eine Studentin zu mir. Dafür braucht es Raum für kritische Fragen und Berücksichtigung der Wissenschaft. Die Herausforderung ist also zu zeigen: Wie kann ich als denkender Mensch Christ werden, sein und bleiben? Welche guten Gründe gibt es, an einen Gott zu glauben? Warum macht der christliche Glaube im Licht der Fakten Sinn? Glaube und Verstand Wir brauchen dazu eine Stärkung der Apologetik, also der Lehre von der Verteidigung des Glaubens. Damit meine ich nicht, dass wir Gott beweisen oder so tun, als könnten wir ihn komplett mit dem Verstand erfassen können. Natürlich geht Gott über unseren Verstand hinaus. Das bedeutet aber nicht, dass er konstant dahinter zurückbleibt. Apologetik ist Seelsorge des Denkens, sagt der Theologe Matthias Clausen. Argumente können helfen, Stolpersteine auf dem Weg zum Glauben zur Seite zu räumen und Vorurteile zu hinterfragen. Natürlich bewirkt das Zum-Glauben-Kommen nur der Heiligen Geistes. Aber ich erlebe, dass er sogar Argumente verwenden kann. Apologetik bedeutet auch, über die relevanten Fragen unserer Gesellschaft Bescheid zu wissen und darüber sprechen zu können; mit der Kultur der Menschen, ihren Influencern, Denkern und Musikern in Dialog zu treten. Wenn es kein Gespräch mit der Kultur gibt, vertiefen sich die Gräben zwischen der „christlichen“ und der „normalen“ Welt. Viele Menschen haben den Eindruck: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Und so stellt sich die Frage: Wofür brauche ich dann die Christenwelt? Brücken bauen Wir sind Vermittler zwischen den Gedanken, Argumenten und Geschichten „innerhalb“ und „außerhalb“ der Kirche und bringen beide ins Gespräch. Das dient den Christen zur Reflexion und Vergewisserung des Glaubens. Und denen, die auf der Suche sind, macht es ein Denk- und Glaubensangebot. Die Herausforderung für uns ist, dass wir uns interdisziplinär bilden, und zum Beispiel auch mal ein naturwissenschaftliches Buch lesen. Und es bedeutet, dass wir nie ausgelernt haben, dass wir uns immer wieder neuen Themen stellen und von der Perspektive des Evangeliums her durchdenken müssen. Welcome to the adventure!truestory ist ein Eventpaket für deine nächste Teen-Evangelisation. 6 Abende, die so konzipiert sind, dass Teens, die bisher nicht in deiner Kirche oder Gemeinde zu Hause sind, Jesus begegnen.

Weiterlesen ...

Krieg im Kopf

Krieg im Kopf

Haben junge Menschen heute öfter mit psychischen Störungen zu kämpfen als früher oder sind wir einfach eher bereit darüber zu sprechen? Ich glaube beides. Ich erlebe in meiner Praxis gerade durch Corona einen wahnsinnigen Mehrbedarf. Ich glaube aber auch, dass die Sensibilität gestiegen und das Tabu nicht mehr so groß ist, wie es früher mal war. In den Medien wird heute offener über Psychische Störungen berichtet. Dadurch werden junge Erwachsene früher aufmerksam, dass sie darunter leiden könnten oder nehmen Anzeichen schon im Vorfeld wahr. Diese Reichweite ermöglicht mehr Menschen den Zugang zu der Erkenntnis, dass eine psychische Störung nichts ist, was sich durch zusammenreißen lösen lässt, sondern dass daraus eine Krankheit werden kann oder schon geworden ist. Liegt das an unserer Gesellschaft? Was sind äußere Auslöser für psychische Störungen bei jungen Erwachsenen? Es gibt sicherlich gesellschaftliche Entwicklungen, die das fördern. Zum Beispiel der Schönheitswahn in den sozialen Medien, der junge Frauen dazu verleitet sich ständig zu vergleichen und in Frage zu stellen. Das Thema Mobbing hat eine viel größere Reichweite und die Hemmschwelle negative Dinge über andere auszusprechen, ist im Netz niedriger als von Angesicht zu Angesicht. Dazu kommt die erhöhte Scheidungs- und Trennungsrate – die Leute sind heute schneller dazu bereit Bindungen abzubrechen und schneller zu ersetzen. Tinder & Co. Etablieren eine Wisch-Mentalität, die von der Individualität weggeht – jeder ist austauschbar, ich suche mir aus dem Katalog aus, was ich brauche. Das heißt aber auch, dass ich sein muss, wie der Katalog. Die Welt verlangt heute viel mehr Mobilität und Flexibilität, die Menschen ziehen öfter um, wechseln ständig Arbeitsplätze. Verwurzelungen, die früher Halt gegeben haben, werden heute schneller aufgelöst. Die meisten psychischen Erkrankungen äußern sich das erste Mal vor dem 24. Lebensjahr. Statistisch gesehen, leidet jeder 20. Jugendliche in Deutschland an einer psychischen Störung. Warum manifestieren sich in dieser Lebensphase so viele Ängste? Beim Erwachsenwerden laufen viele körperliche und hormonelle Prozesse gleichzeitig ab. Das fordert ein Höchstmaß an Anpassung. Genauso bei der Ablösung von den Eltern und der Integration in gleichaltrige Gruppen, hier findet eine Identitätsfindung im Außen statt. Außerdem fehlen Referenzerlebnisse. Ein 30-Jähriger weiß nach einem Tief kommt auch wieder ein Hoch. Junge Menschen denken häufig das Tief würde immer so weiter gehen. Wenn das zusätzlich auf eine instabile Persönlichkeitsstruktur trifft, kann sich das schnell zu etwas pathologischem entwickeln. Besonders bei Introvertierten, die sich nicht gerne mitteilen, entsteht oft autoaggressives, depressives, schlimmsten Falls suizidales Verhalten. Der Suizid ist die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen, nach dem Autounfall. Das wird wenig kommuniziert, um einen Werter-Effekt zu vermeiden. In der Jugendpsychologie haben wir oft mit impulsivem, selbstverletzendem Verhalten zu tun, gerade wenn Alkohol- oder Drogenmissbrauch im Spiel ist. Ist das in den Zwanzigern immer noch so? Es gibt einen letzten Pik so um 17, 18 Jahre und dann flacht das ab. Der Körper ist dann hormonell besser eingestellt. Es gibt weniger emotionale Überflutungen zwischen Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Der Schulabschluss gilt in der Regel als Referenzerlebnis. Man findet sich beruflich ein oder studiert endlich, was einem Spaß macht. Der erste richtige Liebeskummer ist überwunden, man erfindet sich neu und begegnet anderen Menschen. Aufgrund dieser Erfahrungen reift das Weltbild. Was bedeutet es, wenn dann trotzdem Angststörungen auftreten? Das kann man kaum verallgemeinern, entscheidend ist, wo sich das manifestiert hat. Oft hat es sich in der Jugend schon angekündigt und ist dann immer schlimmer geworden, beispielsweise durch Vermeidungsverhalten. Die Angst wird dann immer größer bis ich Dinge gar nicht mehr machen kann. Natürlich sind Angststörungen in den Zwanzigern genauso ernst zu nehmen, wie im Jugendalter, aber in der Hoffnung, dass ein Mitt-Zwanziger das besser balancieren kann, eine bessere Selbsterkenntnis gewonnen hat und eher Möglichkeiten wahrnimmt sich bei Freunden oder innerhalb seiner sozialen Umgebung Hilfe zu suchen. Sind Panikattacken in dem Alter normal oder Anzeichen für eine psychische Störung? Es kommt darauf an, wie häufig die Panikattacken sind und mit welcher Intensität. Jeder kennt ein aufgeregtes Herz, bevor man einen Vortrag halten oder eine Prüfung ablegen muss. Letztendlich ist erstmal alles ernst zu nehmen. Ich bin aber kein Fan davon alles zu pathologisieren. Was im Einzelfall auftritt und was ich selbst in den Griff kriege, mit einer Atem- oder Entspannungsübung, autogenem Training, Yoga, wie auch immer, das muss nicht unbedingt Besorgnis erregen. Wichtig ist, dass ich auf mich höre, meinen Körper kennenlerne. Wenn das öfter vorkommt und der Leidensdruck hoch ist, sollte ich einen Fachmann aufsuchen, der mal drauf schaut. Der kann sagen, ob es eine ernstzunehmende Panikstörung ist, die man allein nicht in den Griff bekommt. Welchen Einfluss haben ungeklärte Konflikte mit Menschen in meinem sozialen Umfeld auf meinen inneren Frieden? Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wir sind nicht nur abhängig von Beziehungen mit anderen Menschen, sondern wir definieren uns auch darüber. Wenn meine Beziehungen nicht funktionieren kann das einen massiven Einfluss auf meine psychische Verfassung und meinen Selbstwert haben. Das provoziert Fragen wie: Macht meine Existenz überhaupt Sinn? Bin ich wichtig für andere? Macht es einen Unterschied, ob ich da bin? Ich erlebe in meiner Praxis häufig, dass junge Menschen Konflikte mit anderen gar nicht erst zulassen, sie unterdrücken ihre Gefühle und lassen alles mit sich machen. Gerade Menschen mit einer instabilen psychischen Grundstruktur neigen dazu zu glauben, es läge an ihnen, wenn sie falsch behandelt werden. Sie seien nicht schön, schlau, witzig genug und würden zu Recht entwertet. Die unterdrückte Wut richtet sich irgendwann autoaggressiv gegen sie selbst und löst eine Depression aus. Deshalb ist es wichtig herauszufinden, wo meine Grenzen liegen und zu lernen mich mitzuteilen, wenn sie überschritten werden. Welche Rolle spielt Versöhnung im Heilungsprozess? Wichtig ist nicht nur die Versöhnung mit anderen, sondern auch mit mir selbst. Wir haben eine Selbstfürsorgepflicht. Nur wenn wir innerlich stabil sind, können wir anderen etwas weitergeben. Dieser innere Frieden ist unheimlich wichtig, und zwar nicht ein Frieden um des lieben Friedens willen, sondern ein Frieden der echt ist, bei dem ich ehrlich sagen kann: Ich bin mit mir zufrieden. Mein inneres Kind wird wertgeschätzt und geschützt. Ich gebe das nicht auf, für einen äußeren Frieden, bei dem ich selbst zugrunde gehe. Kann eine Depression verhindert werden, wenn man frühzeitig Hilfe in Anspruch nimmt? Auf jeden Fall. Fatal ist es alles einfach zu schlucken, chronisch und über Jahre. Denn es gibt ein „zu spät“. An dem Punkt, an dem keine Lebensfreude mehr da ist und der Selbstwert in Scherben am Boden liegt, ist es sehr schwierig und zäh, sich wieder bewusst zu machen, dass es nicht an mir liegt, sondern an falscher Grenzsetzung. Deshalb muss man rechtzeitig intervenieren, ins Gespräch gehen, Impulse von Freunden und Familie annehmen, die helfen Weichen zu stellen. Schrecklich ist, wenn man nachher denken muss: Wenn wir rechtzeitig eingegriffen hätten, hätte man das verhindern können. Die Netflix-Serie „13 Reasons Why“ beschäftigt sich ja genau mit dem Thema und hat viel Staub aufgewirbelt. Glauben Sie, eine erhöhte Medienpräsenz hilft dabei das Thema zu entstigmatisieren? Ich finde gerade diese Serie extrem bedenklich. Ich habe mit mehreren Patienten darüber gesprochen, den labilen Patienten aber explizit davon abgeraten sich diese Sendung anzuschauen. Der Ausgang ist einfach katastrophal. Die Protagonistin wendet sich zwar an den Schultherapeuten, aber es wird nur kommuniziert, dass er sie nicht ernst nimmt. Keiner nimmt sich ihr an und die Lösung liegt letztendlich im Suizid. Das ist auch noch sehr authentisch und im Detail dargestellt worden. Mir als Therapeutin hätte besser gefallen: „13 Reasons why, aber 1 Reason why it’s worth living“. Es gibt noch einen anderen Film auf Netflix, der heißt „To the Bones“. Darin geht es um ein magersüchtiges Mädchen, die durch Therapie ihren Weg zurück ins Leben findet. Dieser Nachtrag hat mir in „Thirteen Reasons Why“ gefehlt. Die Thematik in sozialen Medien oder auch in Serien zu besprechen, finde ich grundsätzlich gut, denn es ist eine Realität. Zu zeigen, dass es diese Tiefs gibt ist sinnvoll, aber eben auch, dass sie überwunden werden können. Sie haben eben angesprochen, dass Suizid zur Nachahmung führen kann. Können Depressionen ansteckend sein? Es kommt dabei auf die Abgrenzungsfähigkeit des Einzelnen an. Wer ein starkes Elternhaus und ein stabiles psychisches Gerüst hat, kann auch für andere stark sein. Ich hatte gerade einen Fall in der Praxis. Ein psychisch stabiles Mädchen hat sich total verausgabt, weil so viele sich auf ihr abgestützt haben. Sie musste lernen, dass sie als Freundin nicht den Therapeutenjob übernehmen kann und sich nicht aussaugen lassen darf. Sie musste lernen die Verantwortung abzugeben und zu sagen: Ich bin gerne für dich da, aber ich lass mich nicht in deine Krankheit reinziehen. Sonst passt man sich irgendwann psychisch an sein Umfeld an. Wenn man sich ständig mit negativen Gedankenspiralen befasst, wirkt das durchaus ansteckend. Wir als Therapeuten müssen auch Psychohygiene betreiben und uns mit gesunden Menschen umgeben, die die Welt positiv betrachten. Ich kann anderen nicht helfen, wenn ich selbst im Loch sitze. Was würden Sie einem jungen Menschen in seinen Zwanzigern raten, der vor den Herausforderungen des Erwachsenwerdens steht und mit Ängsten zu kämpfen hat? Es ist nie verkehrt einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Und wenn es nur mal für ein, zwei probatorische Gespräche ist. Man muss sich selbst ernst nehmen. Nicht alle Dinge kann man allein händeln und auch wenn man Familienmitglieder nicht belasten möchte und sich Freunde dafür nicht interessieren, gibt es Coaches, Berater, Therapeuten. Wir gehen regelmäßig ins Fitnessstudio und kümmern uns um unseren Körper, aber die Seele kommt häufig zu kurz. Ich muss mich nicht dafür schämen an meiner Persönlichkeitsentwicklung zu arbeiten, indem ich meinen Geist mit Wissen füttere, Spiritualität lebe oder eine Therapie mache.

Weiterlesen ...

Sex vor der Ehe?

Verbietet die Bibel Sex vor der Ehe?

Wenn zwei Menschen „ein Fleisch werden“, wie die Bibel Sex in 1. Mose 2,24 beschreibt, dann geschieht dabei etwas Explosives. Die beiden Partner überwinden einen Teil ihrer Scham, die sie seit dem Sündenfall voreinander haben. Sie erleben eine starke Geborgenheit und kommen sich körperlich, aber auch seelisch extrem nah. Das Explosive besteht nicht nur darin, dass beide Partner eine körperliche Befriedigung erleben, sondern dass sie eins werden. Normalerweise gilt: 1 + 1 = 2, doch beim Sex gilt: 1 + 1 = 1. Die Mathematik wird einfach auf den Kopf gestellt. In der Bibel wird diese Art von Erotik mächtig gefeiert. Lies mal das Hohelied in der Bibel und du wirst merken, dass Sex in der Bibel wirklich zelebriert wird. Nicht weiter erstaunlich, ist Gott doch der kreative Erfinder. Spaßbremse? Woher kommt dann der Grundsatz „Kein Sex vor der Ehe“, der diese geniale Energie scheinbar dämpft und eingrenzt? Der komplette Vers in 1. Mose 2,24 lautet so: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden ein Fleisch werden.“ Krass! Da verlässt ein Typ sein altes Umfeld und entscheidet sich bewusst für ein Leben mit seiner Frau. Er drückt damit aus: Ich übernehme Verantwortung und will mich meiner Frau ganz hingeben. Sex läuft hier also erst nach einer klaren, öffentlich sichtbaren Entscheidung für den Partner. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch: Wie in 1. Mose 2,24 ist auch sonst in der Bibel nirgends wörtlich ein Verbot von vorehelichem Sex festgehalten. Ein Rahmen für große Freude Ich glaube, dass Gott die Kraft, die wir in der Sexualität vorfinden, nicht dämpfen, sondern kanalisieren und bündeln will. Gott will uns dieses Geschenk im richtigen Rahmen und mit den richtigen „Sicherheitsmaßnahmen“ erleben lassen. Da kommt die Ehe ins Spiel, die das bedingungslose „Ja“ zweier Liebenden ist, der höchste Ort der Ausschließlichkeit. Das heißt: Ich gebe mich dir, und zwar nur dir, ganz hin. Wenn man heiratet, verpflichtet man sich öffentlich und rechtlich, dem Gegenüber treu zu sein. Das ist extrem radikal und absolut. In Verantwortung Ich habe vor vier Monaten selbst geheiratet. Am Vorabend der Hochzeit habe ich zum ersten Mal gespürt, was für eine krasse Verantwortung mit dieser Entscheidung einhergeht. Mir wurde bewusst, dass ich mich für den Rest meines Lebens an meine Frau gebunden habe und verantwortlich bin, diesen „Bund“ auch einzuhalten. Und genau das ist der springende Punkt: Ich bin überzeugt, dass guter Sex von dieser Absolutheit und dieser Verantwortlichkeit lebt. Gott will uns nicht den Spaß verderben, sondern langanhaltende und gegenseitige Intimität ermöglichen. Er will nicht, dass wir uns an Sex die Herzen verbrennen.

Weiterlesen ...