Zuerst ist es noch ganz still im Raum. Dann fängt er plötzlich an herumzuschreien. Gegenstände fliegen durch die Luft. Geschirr zerbricht. Er hat mal wieder eine seiner gefürchteten Tobsucht-Anfälle. Nichts scheint zu helfen, um ihn wieder zu beruhigen.
Bis die Tür aufgeht und ein Teenager hereinkommt. Seine Haare sind rot gelockt, die Haut braun von der Sonne. Man sieht direkt, dass er ein Künstler ist, mit seinem Dreitagebart und dem Schlabber-Look. Ohne ein Wort zu sagen, setzt er sich an sein Instrument. Musik beginnt den Raum zu erfüllen. Zuerst ganz leise. Dann immer lauter. Und plötzlich geschieht das Unmögliche. Ruhe kehrt ein. Frieden breitet sich aus. Wie ein wohlriechender Duft durchflutet die Musik die Räume und verändert die Atmosphäre. Leichtigkeit und Lachen kehren zurück. Der Zorn verschwindet. David steht auf, stellt die Harfe zurück an seinen Platz und schleicht leise aus dem Thronsaal.
Erfüllt vom Geist Gottes
So ungefähr muss die Geschichte in 1. Samuel 16, 14-23 abgelaufen sein. König Saul hatte mit Depressionen, Angst und Wutanfällen zu kämpfen. Als Medizin hatten seine Berater ihm eine besondere Art von „Musiktherapie“ empfohlen. Dafür hatte man den besten Harfenspieler im ganzen Land gesucht und einen jungen Mann namens David gefunden, der „vom Geist Gottes erfüllt war“.
Diese Kombination aus einem exzellenten Musiker und einem Herzen, welches auf Gott ausgerichtet war, hatte die Kraft, Musik zu erschaffen, die dazu führte, dass der böse Geist von Saul fliehen musste. Jemand spielte Musik zu Gottes Ehre und diese Klänge im natürlichen, dreidimensionalen Raum veränderten auch die Atmosphäre in der unsichtbaren Welt. Sie führten dazu, dass sich Sauls Emotionen beruhigten und der „böse Geist“ von ihm wich.
Veränderte Athmosphäre
Diese Kraft von Anbetung dürfen wir immer wieder neu entdecken. Dabei geht es um weit mehr als nur eine Überbrückung zwischen den Geburtstagsgrüßen und der Ansage zum Kaffeetrinken in einem Gottesdienst. Es geht um eine Art Anbetung, die uns zutiefst berührt, verändert und heilt. Das Mutmachende an dieser Geschichte ist, dass Saul, dem es schlecht ging, überhaupt nichts tun musste. Da steht nichts davon, dass er Gott angebetet oder auch nur mitgesungen hätte. Er war lediglich im gleichen Raum. Es wurde, im übertragenen Sinne, einfach eine Spotify-Playlist angemacht und schon mussten depressive Gedanken, Angst und Wutanfälle gehen.
Möglicherweise hat David dabei noch nicht einmal gesungen, sondern nur instrumental auf seiner Harfe gespielt. Aber weil David so ein inniges Verhältnis und so eine Liebe für Gott hatte, veränderte er die Atmosphäre im Raum und sein Glaube bewegte etwas im Leben von Saul. Diese gleiche Kraft von Anbetung können wir auch heute noch erleben.
Nicht ein für alle Mal
Die schlechte Nachricht in dieser Geschichte ist allerdings, dass Anbetung nicht eine einmalige Sache ist, die auf einen Schlag alle „bösen Geister“ vertreibt. Auch bei David war das so; obwohl er anscheinend ein sehr begabter Lobpreisleiter war, kehrte der böse Geist bei Saul immer wieder zurück. Es wurde sogar noch schlimmer.
Das bedeutet, dass auch in unserem Leben Anbetung nicht etwas Einmaliges sein darf, was wir Sonntagmorgen von der To-do-Liste abhaken und dann den Rest der Woche nicht mehr brauchen. Wie bei Saul müssen wir immer wieder „David rufen“, damit er uns im Lobpreis anleitet. Auch David war sich dessen bewusst, dass Anbetung nichts Punktuelles ist, sondern etwas, das wir immer wieder tun sollten. Deshalb schreibt er in Psalm 34,2: „Immer und immer wieder will ich den HERRN preisen, ja, stets soll sein Lob in meinem Mund sein! Was er getan hat, will ich rühmen.“
Gott sucht den Anbeter
Wenn du selbst Musik machst, dann fragst du dich vielleicht auch, wie David es geschafft hat, immer auf Knopfdruck bereit zu sein, solch eine kraftvolle Anbetungszeit abzuliefern. Apostelgeschichte 13,22 und 1. Samuel 16,18 verraten es uns: Er war ein Mann nach dem Herzen Gottes, dem Gott beistand. Anbetung war nicht ein Dienst, den David getan hat, sondern es war Teil seiner Identität. Gott sucht nicht die Anbetung, sondern den Anbeter (Johannes 4,23).
Nimm dir doch am besten jetzt gleich einen Moment Zeit. Leg das Heft weg, schnapp dir ein Instrument oder starte eine Playlist und erlebe selbst, welche Kraft in Anbetung steckt. Du wirst sehen: Für schlechte Laune ist dann kein Platz mehr.